Es war einmal, vor vielen, vielen Jahren im kleinen Städtchen Augsburg, da lebten zwei Geschwister namens Hänsel und Gretel. Eines Tages wurden sie von ihrem Vater in den Wald geführt und zurückgelassen. Als sie so umherirrten, kamen sie zu einem Haus, das bestand ganz aus Lebkuchen. Aber ach, als sie hineingingen, da wurden sie von der bösen Hexe eingefangen, die dort lebte, und eingeschlossen. Fortan wurde Hänsel gemästet, um später gebraten und aufgegessen zu werden. Eines Tages jedoch gelang es ihnen, sich zu befreien und die Hexe in den Ofen zu stoßen, wo sie elendig verbrannte.
Seitdem verdienen die beiden ihr Geld mit der Jagd auf Hexen.
Was?
Das möchte uns zumindest Tommy Wirkola weismachen, der mit seinem Film "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" das wohl berühmteste aller Märchen sehr frei weiterspinnt und aus den zwei Kindern abgebrühte Auftragsmörder macht: who you gonna call, wenn dein Dorf Probleme mit Hexen hat? Mit denen machen die Geschwister kurzen Prozess und befördern sie auf meist ausgesprochen blutige Art und Weise ins Jenseits.
Eines Tages nun werden sie von Augsburgs Bürgermeister gerufen: immer wieder werden Kinder entführt, und die sollen sie möglichst lebend zurückbringen. Diese Konkurrenz kommt dem finsteren Amtsrichter gar nicht recht: er schickt auf eigene Faust einige Männer in den Wald, von denen aber nur einer zurückkommt. Als der jedoch im Wirtshaus explodiert, denken sich Hänsel und Gretel zurecht: da stimmt doch was nicht!, und decken nach und nach die Hintergründe zu den Entführungen auf. Dabei stolpern sie über die Oberhexe Muriel - ihre bislang mächtigste Gegnerin, deren üblen Plan es nun zu verhindern gilt.
So. Das war's. Mehr Geschichte gibt's nicht. Das ist auch gar nicht nötig, denn die Prämisse steht: daraus bastelt Wirkola ein kunterbuntes Splatterfest, bei dem man besser gar nicht erst nach Sinn und Zweck fragen sollte, man würde eh nur darüber verzweifeln. Mit Jeremy Renner, Gemma Arterton, Famke Janssen und Peter Stormare hervorragend besetzt, brennt der Film ein wahres Feuerwerk an Quatsch ab. Offensichtlich ist aber allen Beteiligten bewusst, dass sie hier groben Unfug gedreht haben, denn man nimmt sich selbst nie zu ernst, der Film strotzt nur so vor Selbstironie, schwarzem Humor und coolen One-Linern. So wird aus einer Spule und einem Metallzack ein Defibrillator improvisiert (auch als Taser einsetzbar), und Hänsel leidet aufgrund der ganzen Süßigkeiten, die er während seiner Gefangenschaft als Kind essen musste, an Diabetes.
Der Gipfel der Lächerlichkeit - und darüber komme ich einfach nicht hinweg - ist aber ein Troll namens Eduard, der mit seinen treudoofen Augen direkt der "unendlichen Geschichte" entsprungen zu sein scheint, und in dem ganzen Gemetzel dermaßen deplatziert ist, dass man nur noch ungläubig den Kopf schütteln kann.
Was den Film rettet, ist letztendlich tatsächlich genau das: er ist so over the top, so gewollt übertrieben, so trashig, dass er schon wieder nur noch cool ist. Achja, und Gemma Artertons knappes Outfit natürlich.
Die Effekte sind, nun ja, ordentlich, was dagegen störend auffällt, sind die extrem hektischen Schnitte bei den Kampfszenen, aber das ist ja ein altbekanntes Problem.
Sehr schön: der völlig überzogene Gewaltgrad. Zurückhaltung an dieser Stelle wäre bei einem solchen Slasher komplett fehl am Platz gewesen. Hier spritzen Blut, Körperteile und Fleischfetzen nur so durch die Gegend, und das ist gut so. Umso erstaunlicher (und offen gesagt unverständlich), dass die FSK eine Freigabe ab 16 erteilt hat. Hier hätte man auch eine 18er ziehen können.
Alles in allem ist "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" genau das, was ich erwartet hatte: kurzweilig-trashige Unterhaltung, die einfach Spaß macht. Dass man schon eine sehr hohe Toleranz für Unsinn besitzen muss - geschenkt.
Dafür gibt es von meiner Seite 7 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen