Heinrich Heine - Wo
Wo wird einst des
Wandermüden
letzte Ruhestätte sein?
Unter Palmen in dem Süden?
Unter Linden an dem Rhein?
Werd' ich wo in einer
Wüste
eingescharrt von fremder
Hand?
Oder ruh' ich an der Küste
eines Meeres in dem Sand?
Immerhin mich wird umgeben
Gottes Himmel dort wie
hier
und als Totenlampen
schweben
nachts die Sterne über
mir.
Nicht umsonst gilt Heinrich Heine als einer der wichtigsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts - kaum ein anderer hielt so geschickt wie er die Balance zwischen romantischer Motivik und sprachlicher Leichtigkeit. Obiges Gedicht ist das perfekte Beispiel dafür: trotz klassisch romantischer Elemente wie Sehnsucht, Fernweh, oder Tod driftet es zu keinem Zeitpunkt in die zweifellos anspruchsvollere, aber auch manchmal schwülstig-schwelgerische Ausdrucksweise anderer Vertreter dieser literarischen Epoche ab. In gewisser Weise hat Heine die Romantik - zu diesem Zeitpunkt bereits in ihrer Endphase - perfektioniert bzw. auf die Spitze getrieben: ein Kennzeichen dieser ist bekanntlich die Anlehnung an Volkslieder - Heine hat sie sprachlich wieder näher an diesen Grundsatz gebracht. Mit einfacher Wortwahl erschuf er kraftvolle, beeindruckende Bilder fernab jeglichen Kitsches.
Das ist es, was große Lyriker ausmacht: formelhafte Plattitüden aneinanderreihen sieht zwar bisweilen auch hübsch aus, aber viel schwieriger ist es, die gleiche Wirkung mit klareren, weniger enigmatisch-mystifizierten Mitteln zu erzielen.
Das hat Heine ein ums andere Mal getan.
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